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Bastion

Wir erwachen auf einem Fels, der im Himmel schwebt. Wir gehen los, sehen die Zerstörung um uns, während wir auf dem Boden laufen, der, von weit unten, Stück für Stück vor unseren Füßen auftaucht. Aus dem Off ertönt erneut die Erzählerstimme: „Er sah die zerstörten Ruinen, die einst seine Heimat waren; der Boden formte sich wie ein Wunder unter seinen Füßen. Er hatte keine Zeit, sich zu fragen ‚warum?‘, er musste zu dem Ort gehen, der für solche Katastrophen vorgesehen war, die Bastion.“ Trotz des unorthodoxen Anfangs steckt im Kern von Bastion ein reinrassiges Action-Rollenspiel. Das merkt der interessierte Gamer vor allem an der Steuerung, die extrem direkt und unkompliziert ist, was direkt an SNES Titel der Vergangenheit wie Secret of Mana erinnert.

Die Geschichte

Wir sind ein kleiner weißhaariger Waisenjunge (genannt: “The Kid”), der seine Heimat bei der „Calamity“ genannten Katastrophe verlor. Ihn begleitet nicht nichts, als die schon vorher genannte Stimme, die Samuel L. Jackson Konkurrenz machen könnte. Diese Stimme ist die einzige, die unser Charakter für eine lange Zeit hört. Es erscheint anfangs etwas seltsam, eine Stimme aus dem Off zu hören, die Big Brother spielt und jeden Zug unseres Charakters überwacht. Dies geht so weit, dass sich das Spiel nach einiger Zeit zu einem bloßen Hinspielen auf die nächsten Monologzeilen des Sprechers entwickelt. Das liegt vor allem daran, dass die kurzen Sprecherzeilen knackig gehalten sind, aber dank des visuellen und spielerischen Feedbacks eine große Wirkung auf den Spieler haben.

Langeweile kommt trotz des relativ linearen Spielverlaufs allerdings nicht so schnell auf, denn in dem vier bis sechs Stunden langen Indie-Titel sind über 2000 Sprecherzeilen verpackt, die bei jedem Durchspielen je nach Waffenwahl und Spielweise variieren. Eine deutsche Sprachausgabe ist leider/zum Glück nicht vorhanden, Englisch-Verweigerer können jedoch auf deutsche Untertitel zurückgreifen.

Die Story ist zwar nicht weltbewegend, hat aber einige sehr emotionale Momente und lebt vor allem dank der großartigen Präsentation durch den Sprecher und der visuell überzeugenden Spielwelt zu unerwarteten Höhen auf.

Klang und Kunst

Grafisch überzeugt das Spiel durch eine Spielwelt, die aus unzähligen Fragmenten besteht, die sich passen zur Position des Spielers zusammensetzen. Das allein wird schnell fad, jedoch bietet das Spiel reichlich visuelle Abwechslung, was nicht nur dem Auge schmeichelt, sondern auch vor Langeweile schützt. Wer jedes mal 10 Cent dafür kriegen würde, wenn ein Redakteur schreibt, dass die Musik eines Indie-Spiels großartig sei, der wäre jetzt vermutlich reich. Trotzdem sei gesagt: Der musikalische Untermalung ist großartig!

Im Soundtrack treffen schwere Distortion-Bässe mit Banjos und orientalische Klänge mit epischer Kampfmusik aufeinander. Die Musik fügt sich nahtlos in jeden Level ein, fördert den Spaß am Spiel und schafft es, in den emotionalen Momenten genau den richtigen Ton zu treffen. Ich habe mich sich sogar dabei erwischt, die ikonische Melodie des Spiels “The Singer” lange nach Abschluss des Spiels zu summen. Ohrwurm-Garantie!

Geeks and Gameplay

Grundsätzlich kann unser Held immer zwei verschiedene Waffen bei sich tragen. Die Auswahl reicht von einer knochenspuckenden Pistole über einen riesigen Hammer bis hin zu einer tragbaren Kanone. Jede Waffe lässt sich nach Belieben aufrüsten. Dabei muss man sich jedoch entscheiden, ob man beispielsweise mit dem Scharfschützengewehr mehr Schaden anrichten will, oder schneller anvisieren möchte. So kann man das bevorzugte Waffenarsenal aufeinander abstimmen oder sogar, falls es einmal nicht weitergeht, die Waffe der Situation anpassen. Wer möchte, kann in überraschend kreativen Challenges die Kenntnisse der Lieblingswaffe erweitern und perfektionieren.

Die Gegner sind Solide animiert und haben alle ihre Eigenarten, lediglich die Anzahl der Gegnerrassen erscheint etwas schwachbrüstig. Ausgeglichen wird dies nur durch die verschiedenen Gegnerkombinationen, die aus dem Spieler neue Taktiken herauskitzeln. Trotzdem ist das Spiel stets mit allen Waffenkombinationen schaffbar.

Ein normaler Spieler wird so früher oder später auf seine Schwierigkeitsgrad-Kosten kommen, Masochisten können jedoch in Form von Göttern einen unkonventionellen Schwierigkeitsgradregler ins Spiel bringen. In Bastion stellen die Götter unseren Helden hart auf die Probe, geben ihm dafür aber auch etwas zurück. Wer es also richtig hart mag kann allen Göttern gleichzeitig huldigen und bei der ersten falschen Bewegung unfassbar schnell zu Boden gehen.

Bastion legt so Spielelement über Spielelement bis eine dicke Suppe aus spielerischer Tiefe entsteht, die selbst den hartgesottensten aller Hardcoregamer eine wahre Freude bereiten dürfte. Die Waffenvielfalt, der Levelaspekt und nicht zuletzt der Sprecher lassen sogar ein zweites oder drittes mal durchspielen zur wahren Freude werden.

Wer ein wenig mehr zu den Hinterründen von Bastion erfahren will, sollte sich unbedingt die Preview unserer Kollegen von Freaks on Sofa ansehen. Lesenswert!

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