Valve weigert sich weiterhin beharrlich, ein Produkt mit einer „3“ im Titel zu veröffentlichen. Nichtsdestotrotz scheint sich 2020 als handfestes Freudenjahr für die geduldigen Fans der „Half Life“-Reihe zu erweisen. Immerhin stehen uns noch vor der ersten Sommersonne gleich zwei vollwertige Erlebnisse im weitreichenden Serienuniversum ins Haus! Neben dem Valve-eigenen VR-Ableger rund um Alyx Vance dürfen wir uns dabei außerdem zurück in die unheilvolle Forschungseinrichtung begeben, in der alles begann.
Genau wie sein Nachfolger gilt das erste „Half Life“ von 1998 als wegweisender Wendepunkt der Videospielbranche. Nie zuvor wurden geskriptete Sequenzen so gekonnt eingesetzt, um uns ohne handelsübliche Cutscenes möglichst immersiv ins Geschehen zu reißen.
Dabei schlüpfen geneigte Gamer in die Stiefel von Gordon Freeman, der als Wissenschaftler in der Black Mesa Research Facility tätig ist und einen Zwischenfall mit unvorhergesehenen Konsequenzen aus der ersten Reihe bezeugen muss. Ein Experiment mit anormaler Materie sorgt für die Öffnung von Dimensionstoren, die allerlei feindseligen Wesen Einlass gewähren. Und zu allem Überfluss versuchen Spezialeinheiten schon bald, die missliche Lage im Interesse ihrer Auftraggeber unter den Teppich zu kehren…
Valve selbst hat das ursprünglich mithilfe einer stark modifizierten Quake-Engine realisierte Original schon einmal mit der Source-Engine des Sequels umgesetzt. Die Ergebnisse lösten allerdings keine Begeisterungsstürme aus: Optische Verbesserungen blieben hinter den Erwartungen zurück und einige berechtigte Kritikpunkte unangetastet. Von ihrer Unzufriedenheit angetrieben machten sich 2005 gleich zwei Modder-Teams eigenhändig an die Arbeit. Sie wollten den Meilenstein im bestmöglichen Licht erstrahlen lassen. Praktischerweise bündelten beide bald ihre Kräfte, um das angestrebte Ziel als Crowbar Collective gemeinsam zu erreichen.
Für gewöhnlich werden Unterfangen dieser Art nach der ersten medialen Aufmerksamkeit schnell wieder eingestellt. Valve allerdings erteilten den ambitionierten, über die ganze Welt verstreuten Entwicklern ihren Segen und unterstützten sie aktiv. Stolze anderthalb Jahrzehnte und diverse Vorab-Versionen später ist das Passionsprojekt endlich vollendet und dank des Zuspruchs von höchster Stelle ganz offiziell auf Steam verfügbar. Ein Qualitätssiegel an und für sich, doch was zeichnet „Black Mesa“ besonders aus?
Wiederxen macht Freude
Den Nutzerreviews auf der Vertriebsplattform zufolge begeistert vor allem der offensichtliche Liebe für das Quellmaterial, mit dem Crowbar Collective zu Werke gegangen sind. Zwar wurden vereinzelte Änderungen und Optimierungen am geheiligten Spielinhalt vorgenommen, grundsätzlich haben wir es allerdings mit einem rundum respektvollen „Re-imagining“ zu tun.
Größte Abweichung vom vorgegebenen Fahrplan ist ohne Frage die außerirdische Welt Xen. Diese gilt gemeinhin als schwächster Abschnitt des sonst so verehrten „Half Life“. Während es Valve damals schlicht und ergreifend an der notwendigen Zeit zur Verfeinerung mangelte, haben sich die Hobby-Devs die nötige Ruhe gegönnt und den unbeliebten Bereich von Grund auf überarbeitet. Vom Design einer optisch ansprechenden Alien-Kulisse bis hin zu eigens erdachten Aufgaben und Nebencharakteren, die den Umfang des Kapitels deutlich strecken. Eine Mehrheit der Nutzer scheint von der substantiellen Erweiterung durchaus angetan, während mancherorts Kritik am etwas formularischen Aufbau einzelner Rätsel und Kampfsequenzen geäußert wird.
Eine eindrucksvolle Rückkehr von Half Life
Insgesamt überwiegen die positiven Stimmen zur langerwarteten Neuinterpretationvon Half Life. Mitunter enthusiastische Reviews sprechen sogar von Qualität auf Valve-Niveau und loben neben merklich verbessertem Game- und Gunplay auch ein ansehnliches Grafikgewand oder stimmige Soundeffekte mit dem Flair der Vorlage.
Überhaupt geht Spielern zufolge mit dem besagten Respekt für „Half-Life“ auch eine stilechte Atmosphäre einher. Nicht wenige sehen in „Black Mesa“ deshalb sogar die beste Gelegenheit, das erste Abenteuer des Gordon Freeman zu erleben.
2 Kommentare
Es ist erstaunlich, dass etwas so Aufwändiges und Gut gemachtes wie Black Mesa im Wesentlichen ein Fanprojekt ist. Und doppelt so, dass Valve es ihnen erlaubte, es nicht nur zu machen, sondern es auch bei Steam zu verkaufen. Dies ist ein professionell gemachtes Spiel und wohl die beste Möglichkeit, die Ereignisse des Black Mesa Incident auf einem modernen Gaming-PC zu erleben. Für einige wird das Original immer die beste Version von Half-Life sein, aber dies ist eine hervorragende Neuinterpretation, bei der die zugrunde liegenden Systeme von Half-Life 2 mit großer Wirkung eingesetzt werden. Es ist genauso aufregend wie 1998, sich durch die Black Mesa-Anlage zu kämpfen, während sie um dich herum in Stücke fällt. Jetzt endet die Geschichte mit einem Knall statt einem Wimmern.
Da kann ich mich Waldemar eigentlich nur anschließen. Gerade das Valve das auch unterstützt ist echt ziemlich toll. Oft sind die Werke von Fans richtig beeindruckend.